10,7 % der Bevölkerung von Nordrhein-Westfalen sind sog. "Nichtdeutsche". Ihr Anteil ist in Städten (z.B. Köln mit 20,5 %) deutlich höher als auf dem Lande. Ihr psychiatrisch-psychotherapeutischer Hilfebedarf unterscheidet sich von dem der "deutschen" Bevölkerung, wenngleich auch diese heterogene Gruppen (z.B. "Russlanddeutsche") aufweist. Die gesellschaftlich repräsentierten Haltungen zwischen Integrationsangebot und -zwang und Abgrenzungswünschen und -ängsten finden sich auch bei den psychiatrisch-psychotherapeutischen Leistungsanbietern, wie wir "ökonomisch-deutsch" genannt werden. Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten könnten helfen, die Verständigungsprobleme zwischen "gestört-deutsch" und "gesund-nichtdeutsch" einerseits und "gestört-nichtdeutsch" und "gesund-deutsch" andererseits zu reduzieren. Da Psychiatrie und Psychotherapie jedoch selbst Teil einer (westlichen) Kultur sind könnte dieser Versuch zur Indoktrination missraten. Andererseits könnte die "Psycho-Kultur" des Kapitalismus durch archaische Impulse und fundamentalistischen Strömungen im Kern infrage gestellt werden und verwirrt zwischen "Psycho-Technik" und "Kultur-Technik" zurück bleiben. Zwar will Psychotherapie den anderen, als Patient, "dort abholen, wo er steht" und ist auch bereit, sich auf dessen Sprache einzustellen, jedoch grundsätzlich mit dem Ziel, mit ihm dorthin zu gehen, wo die Psychotherapie "Emanzipation und Selbstbestimmung" definiert hat. Faszination und Angst liegen in der Begegnung zunächst Fremder eng beieinander. Alle, die sich an dieser Erfahrung beteiligen wollen, sind herzlich zu unserer Tagung eingeladen!
9 - 10:30 h Vorträge Barbara Schneider, J. Fritze, Frankfurt: Migration und Suizid Jürgen Junglas, Bonn: Krank durch Umzug
11 - 12:30 h Workshops (parallel) Asme Coskun, Köln: Elterntraining mit Migrationshintergrund ' Inge Holler-Zittlau, Marburg: Sprache ein Schlüssel zur Welt. Die Wirkung früher Sprachstandserfassung in Kindertageseinrichtungen bei Kindern mit Migrationshintergrund und Deutsch im Zweitspracherwerb Katherine Rittenberg-Cogan, Bonn: Multikulturelle Sensibilität - Illusion oder Realität? Eine Herausforderung für systemische Therapie mit Migranten
14 - 15:30 h Vorträge Ulrich Preuss, Bern: Jugendliche dissoziale Migranten Anne M. Lang, Bonn: Transkulturell kompetente Vorgehensweisen aus Ericksonschem Ressourcenorientierten Hintergrund
16 - 17:30 h Workshops (parallel) Norbert Berg, Bonn: Klinische Erfahrungen mit essgestörten Jugendlichen aus verschiedenen Kulturkreisen Karin Lotterer, Bonn: Erzählen erlaubt - Joining in der Arbeit mit Familien aus aller Welt Georg Schwender, Bonn: Psychische Probleme afrikanischer Migrantenkinder und ihre Behandlung
Freitag, 26. Oktober 2007
9 - 10:30 h Vorträge Reiner Schwarz, Köln: Kultur des Geldes Markus Banger, Bonn und Essen: Aufbau einer kultursensiblen und kulturberücksichtigenden Suchttherapie Hella Gephart, Siegburg: Der Andere
11 - 12:30 h Workshops (parallel) Reiner Schwarz, Köln: Erfahrungen in Psychotherapien mit Migranten Karoline Spiske, Erkan Kilic, Bonn: Suchterkrankungen bei türkischsprachigen Patienten Gelas Habasch, Bonn: Psychische Erkrankungen bei Migranten
14 - 15:30 h Vorträge Rolf Tüschen, Bonn: Hinter dem Vorhang der Scham - Der kulturelle Wandel des Sterbens Nossrat Peseschkian, Wiesbaden: Eigene Erfahrungen sind teuer - fremde Erfahrungen sind kostbar. Positiver Umgang mit der Weltkrise im Zeitalter der Globalisierung und Radikalisierung
16 - 17:30 h Workshops (parallel) Nossrat Peseschkian, Wiesbaden: Psychotherapie und Psychosomatik im Zeitalter der Globalisierung. Unter Einbeziehung von Geschichten und Lebensweisheiten J. Michael Heveling-Fischell, Bonn: Wege einer sozialraumorientierten Gesundheitsversorgung und -förderung älterer Migrantinnen und Migranten Rolf Tüschen, Bonn: Schämst du dich nicht? - Scham in verschiedenen Kulturen und in der Therapie
Samstag, 27.Oktober 2007
9 - 10:30 h Vorträge Detlef Hover, Stuttgart: Die Natur des Menschen - Möglichkeiten und Grenzen einer transkulturellen Psychotherapie Bernhard Wegener, Berlin:Fremdheit und Einverleibung: Realer und symbolischer Kannibalismus Bertram von der Stein, Köln: Transgenerationelle Traumatisierung verschiedener Gruppen von Migranten in Deutschland. Verborgene Traumata von Kindern und Enkeln
11 - 12:30 h Workshops (parallel) Bertram von der Stein, Boris Mitric, Stella Shtcherbatova: Gleichzeitigkeit der Ungleichzeitigen - Verschiedene Gruppen von Migranten in Deutschland. Chancen und Grenzen transkultureller Psychoanalyse und Psychotherapie Elena Vogt, Jürgen Vogt, Köln: Sprache, Psychologie und Behandlung Arif Ünal, Köln: Therapeutischer Umgang mit türkischen Migranten
13 - 14:30 Vorträge Boris Mitric, Bad Honnef: Serbien muss sterbien Stella Shcherbatova, Köln: Vertrauenstelefon für die jüdischen Zuwanderer in den jüdischen Gemeinden Köln und Düsseldorf Marc Ziegenbein, Wielant Machleidt, Iris Tatjana Calliess, Hannover: Migrantinnen und Migranten im psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgungsalltag
REFERENTEN
Prof. Dr. Markus Banger, Bonn und Essen Nobert Berg, Bonn Asme Coskun, Köln Dr. Hella Gephart, Siegburg Gelas Habasch, Bonn J. Michael Heveling-Fischell, Bonn Inge Holler-Zittlau, Marburg Detlef Hover, Stuttgart Dr. med. Jürgen Junglas, Bonn Dr. Erkan Kilic, Bonn Anne M. Lang, Bonn Dr. Karin Lotterer, Bonn Boris Mitric, Bad Honnef Prof. Dr. med. Nossrat Peseschkian, Wiesbaden Dr. Dr. Ulrich Preuß, Bern Katherine Rittenberg-Cogan, Bonn PD Dr. Barbara Schneider, Frankfurt a.M. Reiner Schwarz, Köln Georg Schwender, Bonn Stella Shcherbatova, Köln Karoline Spiske, Bonn Dr. med. Rolf Tüschen, Bonn Arif Ünal, Köln Elena Vogt, Köln Jürgen Vogt, Köln Dr. med. Bertram von der Stein, Köln Dr. Dr. Bernhard Wegener, Berlin PD Dr. Marc Ziegenbein, Hannover