Hatte die Technik nicht Erleichterung versprochen? Sprachen
nicht alle davon wie einfach es ist, jederzeit an jedem Ort seine Sehnsüchte zu
befriedigen und „soziale“ Kontakte echt
herstellen zu können? Die kleinen Elektroniker in unserer Handfläche
funktionieren irgendwie und tatsächlich hören, sehen und lesen wir das
gewünschte DU. Digitalität scheint Klarheit zu schaffen: nehmen wir den Kontakt
an oder nicht?, ordnen wir den Kontakt unserer Familie, unseren Freunden oder
einer anderen Gruppe zu? Wir produzieren Kästchen- und Schubladendenken, aber
wo bleiben unsere Gefühle! Bekanntlich kann der „Elektroniker“ ja Gesichter analysieren
und Stimmen wieder erkennen.
Einsiedler hoffen auf Besucher, Einsame wollen online sein.
Welchen Bezug gibt es zwischen meinem eProfil und meiner Erscheinung? Beeinflussen
die online-Wege mein Verhalten? Ist das Netz eine soziale Errungenschaft ohne
Übertragungsneigung? Lebe ich eine Existenz auf dem eForum und eine andere in
meiner Biosphäre. Ist die Seele nicht nur mit anderen Seelen vernetzt, sondern
auch mit einem Rechner?
Romantische Bedürfnisse und Netzaffinitäten treffen
aufeinander. Wir werden dadurch jedoch nicht glücklicher. Liebe wird auch in
der Community weh tun und Sehnsüchte werden nicht erfüllt werden. Groß bleibt
und wächst die Scheinwelt. Das Netz kann zwar Wiederholungen (Plagiate)
aufdecken aber kaum neue Gedankenwelten schaffen. Es ist gefühllos und nährt
unsere Ängste vor der Maschine. Dabei macht es uns selbst zum Teil der
Maschine, da diese nur funktioniert, wenn wir uns ihr anpassen.
Buddhistische und analytische Psychologien bieten uns an,
uns von dem Dämon der Materie zu befreien. Ständig enttäuschte romantische
Hoffnungen gelten als wesentlich für die Entwicklung seelischer
Empfindungsstörungen, die die Betroffenen in die Praxen und Kliniken treiben.
Selbst der naive deutsche Michel spürt, dass ihm viel Unnötiges verkauft wird und dass die
Substanz des Menschseins in der Fähigkeit zum Nein-Sagen liegt. Das hält ihn in
seinem Getue nicht davon ab, Obsoleszenz als Mittel gegen Depressionen
einzusetzen, die der Gemeinschaft und die des Einzelnen.
Erscheinungsformen und –gründe zeitgeistiger Versuche die
Romantik gegen die Realität durchzusetzen und in der cloud alles zu speichern,
was man braucht, wollen wir gemeinsam betrachten und Orientierungsmarken für
uns und unsere Patientinnen und Patienten setzen.
Wir freuen uns über Ihre Teilnahme!
Gesellschaft für
Allgemeine PSYCHOtherapie e.V.
Dr. J. Junglas, G. von
Müller, Dr. Dr. R. Arndt, R. Schwarz, Dr. Dr. B. Wegener (mai2012)
Beiträge u.a.: Dr. Dr. Reinhardt Arndt, Elaine de Guzman, Köln: Wunsch und Wirklichkeit virtueller Facebook-Beziehungen Sebastian Buggert, Köln: Rückzugsort Internet und der Verlust der Aufklärung Dr.med. Jürgen Junglas, St. Augustin: Elektronisch unterstützte Zwischenmenschlichkeit: digital gefilterte Optionen der Seele. Manfred Lexa, Köln: Das Netz für Psycho-Profis Reiner Schwarz, Köln: Wer braucht Romantik? und Romantiker in der Therapie Dr.med. Bertram von der Stein, Köln: Die Kunst im sozialen Netz zu wirken ohne sich umzubringen Dr.med. Rolf Tüschen, Bonn: Romantisch alt werden Gerhild von Müller, Köln: Internet-Betrug: Romance Scamming Dr. Dr. Bernhard Wegener, Berlin: Idyll Dr. Klaus Wölfling, Mainz: Internetsucht: Klinisches Störungsbild und ambulante Gruppenpsychotherapie