Gryphius mahnte „Der Ruhm, nach dem wir trachten, den wir
unsterblich achten, ist nur ein falscher Wahn." Heute, befreit von den
Schrecken der Kriege, sehen viele den Ruhm ganz anders: berühmt zu werden
scheint vielen ein sinnstiftendes Lebensziel. Während Sebastian Brant 1494 die, „die sich
berühmen hoher Dinge / und wollen sein, was sie nicht sind, / und wähnen, alle
Welt sei blind“, auf sein Narrenschiff lud, scheinen heute die fast nicht mehr
normal, die sich nicht vor Kameras und Mikrofonen (ent)äußern. Im 19. Jahrhundert versuchte man den Ruhm mit
der Ehre zu bändigen; Ruhm suchen wir weiter, Ehre scheint ein Fremdwort
geworden zu sein.
Wir tragen den Marktplatz der Eitelkeiten in unseren Taschen
und schalten ihn zuhause gerne ein um zu schauen wer das Interesse der Medien
gefunden hat.
Um die Stufen des Ruhms zu erklimmen reichen nicht einige
Freunde in der cyberworld. Man hat mich
gesehen, also gibt es mich. Es reicht nicht, wenn die Mutter sich über mein
Produkt freut, die Welt soll sich freuen!
Die Erfindung des Narzissmus hat der Einmaligkeit des
Einzelnen die Notwendigkeit der uniformen Anerkennung durch die Großgruppe
gegenübergestellt und den Glauben gefördert, der Einzelne dürfe sich nicht zu
sehr im Spiegel betrachten, auch wenn er den Glanz im Auge der Mutter in sich
trägt. Die Hoffnung die Anerkennung durch viele könne die eigene Ablehnung übertönen,
erweist sich jedoch meist als trügerisch, auch wenn man diesem Ziel seinen
Lebensplan untergeordnet hat.
Das bittere Schicksal Ruhmessüchtiger scheint nicht
abzuschrecken: ausgebrannte Manager, suizidale Sportler (Enke) und
drogenverlorene Künstler (Jackson, Spears, Winehouse) scheinen uns unsterblich.
Die Befriedigung des Kampfes um Anerkennung (Honneth) mit
Liebe, Recht und Solidarität reicht vielen nicht. Eltern nutzen den kindlichen
Spiel- und Zeigetrieb, um ihnen früh auf der Bühne des „Supertalents“ den
Geschmack des Ruhms anzugewöhnen. Risiken des Ruhms für Leib und Seele werden
bis zur Nichtigkeit relativiert. Gegenüber der Gier zum Medium, zum
zwischenmenschlichen Schein-Kontakt, in aktiver und passiver Form, knickt die
Vernunft ein. Sie erhält die Rolle des „Spielverderbers“, der einem den
Höhenflug zur Sonne nicht gönnt, nur weil die Flügel schmelzen könnten und ich
den Absturz nicht unbeschadet überleben könnte.
In aller Bescheidenheit laden wir Sie zu einem Tag
rühmlichen Gedenkens mit leckeren Reden und Speisen sowie erlebnisreichen
Workshops und Lobbykontakten ein.
Ihre gap-ev., Dr. J. Junglas, G. von Müller, Dr. Dr. R.
Arndt, R. Schwarz, Dr. Dr. B. Wegener Beiträge von Dr. Dr. R. Arndt, E. de Guzman, Dr. G. Höflich, P. Jagow, G. Klaes-Rauch, A.M. Lang, R. Schwarz, Dr. B. von der Stein, G. von Müller. Dr. Dr. B. Wegener